Mörfelden-Walldorf (ula).
Es herrscht Gedränge im kleinen Bistro.Tyskie und burgunder-farbener Merlot fließen.
Hauptgesprächsstoff ist die Kunst. Daraus münden Einlassungen über die Philosophie, Schopenhauer sowie Schlesien, Gott und den süffigen Gerstensaft.
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Freitags-Anzeiger // 2.11.2017
Im Bistro Blitz in Walldorf feiert man die Vernissage einer neuen Ausstellung. Riesige abstrakte Gemälde bedecken fast jeden Zentimeter Wand des gemütlichen Gastraums – einer
geglückten Mischung aus Studentenkneipe, Atelier und stilvollem Lokal. Der Künstler sitzt plaudernd inmitten der Gäste, bis auf den letzten Winkel ist das Bistro gefüllt.
Gezeigt wird das Werk von Marian Czura, der1939 in Schlesien zur Welt kam. Er machte in Polen Abitur, wurde Kirchenmaler, studierte1959 Theologie und Philosophie in Neiße und
Oppeln, packte ein Psychologie-Studium in Warschau drauf. „Je mehr man sich mit Religion auseinandersetzt, desto weniger glaubt man an Gott“, erklärt Czura.1966 siedelte der Kirchenmaler
nach Deutschland über und studierte bis1973 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste, der Städelschule in Frankfurt.
Er ist ein kreativer Tausendsassa. Kameramann und Regisseur, Drehbuchautor, Koproduzent. Czura lehrt(e) als Do-zent an der Film- und Fernsehakademiein Berlin, der Hochschulefür
Gestaltung (Offenbach) und war Artdirector der IFMA München.
Einen Auszug seiner Malerei gibt es bis Januar im Bistro Blitz zu sehen. Abstrakte Bilder, kräftige Farbe, starke Symbole. Blitz-Inhaber Tomek Czebatul, Küchenchef, Journalist und Presse
Fotograf, ist glücklich, den Maler und einen Teils eines Werks nach Walldorf geholt zu haben. Tomek surrt umher, lichtet den Künstler ab, serviert Pierogi und begrüßt neue Gäste.
Ins einem Bistro ist jeder willkommen und aufgrund der räumlichen Beschaffenheit sofort mittendrin. „Dieser Ort ist eine kleine Insel polnischer Kultur“, schwärmt eine Walldorferin aus der
Nachbarschaft, „ich bin alleinstehend und komme sehr gerne hierher. Man findet neben gutem Essen immer Gelegenheit für interessante Gespräche.“
Unterdessen erläutert Marian Czura sein Werk, erzählt von Farbsymbolik und gibt Hinweise zur Deutung seiner Bilder: „Das Blau steht für das Vergehen, Gelb für Energie und Kraft.“ Seine Kunst ist abstrakt, doch nichtgegenstandslos, von intensiven Farben dominiert, jedoch nicht heiter.
Marian Czura lädt ein, seine Bilder zu entziffern – am besten bei einer frischen Portion hausgemachter Piroggen, kräfti-gem Bigos und dem unverzichtbaren Tyskie-Bier.