„Die Malerei ist eine mühsamen Sache“ – sagt die Künstlerin Mira Fleischer.
Tamen a proposito, inquam, aberramus. Non igitur potestis voluptate omnia dirigentes aut tueri aut retinere virtutem.
Das Bistro Blitz ist kaum größer als ein durchschnittliches Kinderzimmer – und gerade das macht den Reiz des extravaganten Lokals aus.
Die Bekanntschaft mit Tomek Czebatul, Küchenchef und begeisterter Fotograf mit dem Charme eines intellektuellen Tausendsassas, ist unvermeidlich. Sein gemütliches Bistro auf der Ecke der
Jourdanallee lebt von Authentizität, dem Verzicht auf Schnickschnack und dem eigenwilligen Charme zwischen Künstlercafé und Studentenkneipe. Außerdem vom Genuss original polnischer
Gerichte – und der Kunst.
Die schmückt fast jeden Quadratmeter Wand und lässt den Besuch bei Tomek zu einem rundum sinnlichen Genuss werden. In Mira Fleischer hat der polnische Gastronom nicht nur eine Landsmännin
kennengelernt, sondern eine Künstlerin, die Bilder mehrerer Epochen ihres Schaffens bis September als Leihgabe zur Verfügung stellt. „Uns verbindet viel“, lächelt Fleischer bei der
Vernissage mit Blick auf Tomek, „nicht nur die Sprache, auch die Liebe zur Fotografie, und wir schreiben beide Gedichte“.
Vor allem die Faszination der Malerei durchdringt die zierliche Warschauerin, die ursprünglich Kunstpädagogik studierte, als Lehrerin tätig war, um schließlich den Sprung nach Paris zu wagen
und sich an der Kunstakademie weiterzubilden. Um das Studium zu finanzieren, „habe ich Touristen portraitiert“, erinnert sie sich an ihre Pariser Zeit. Und doch waren es reiche Jahre, die auch
ihr die Liebe brachten. Mit dem Ehemann lebt sie nun in Reinheim an der Schwelle des Odenwalds, wo sie sich von der Natur inspirieren lässt.
Die Pracht der Schöpfung auf die Leinwand zu bannen, diese Interpretation von Fleischers Werk wäre jedoch zu kurz gegriffen. Die Künstlerin abstrahiert, verfremdet und reduziert Vielfalt zu
konkreten Botschaften, die es zu entdecken gilt. „Die Formen, die Farben zwingen mich, den Pinsel in die Hand zu nehmen“, sagt Fleischer, „aber nicht zu kopieren, sondern das zu transportieren,
was für mich am wichtigsten ist“.
Die Ausstellung im Bistro Blitz entspringt unterschiedlichen Schaffensperioden: Musiker, Tiere, Portraits oder Landschaften wurden thematisiert und mit Acrylfarben oder sanften Pastelltönen auf
die Leinwand gebannt. Trotz der Dynamik und vermeintlichen Mühelosigkeit vieler Impressionen, sagt Fleischer: „Die Malerei ist eine mühsamen Sache“, die von der Idee über die Skizze zur
Komposition des Bildes führe sowie dem Anspruch, Gedankenzum Ausdruck zu bringen.
Nicht immer ist sie zufrieden. Was ihr gelingt, ist eine Verbindung zum Betrachter herzustellen. Der sich einlassen kann auf ihre Kunst und die Botschaft zu enträtseln sucht – am liebsten
bei einem Teller Barszcz Czsysty (Rote-Beete-Suppe), die Tomek Czebatul gerade frisch zubereitet hat.