ABSTRAKTE GEMÄLDE IM POLNISCHEN BISTRO

jannie frühwald

Von Sebastian Schwappacher

Tomek Czebatul serviert den Gästen eigentlich Bigos und Pierogi. Im Bistro und der Galerie „Blitz“ präsentiert er aber auch die Kunstwerke von Jannie Frühwald. 

Foto: Sebastian Schwappacher/Vollformat

//
ECHO-ONLINE

//
Freitags Anzeiger // 7. Juli 2016


WALLDORF - Polnische Spezialitäten, Kunst und Kultur kommen im Restaurant von Tomek Czebatul auf kleinstem Raum zusammen. Vor einem Jahr eröffnete der Fotograf und Koch das Bistro und die Galerie „Blitz“ in Walldorf. Aktuell sind dort Gemälde von Jannie Frühwald zu sehen. In Zukunft sollen die Ausstellungen alle sechs Wochen wechseln und neue Akzente setzen. 

Im Restaurant in der Oberwaldstraße/Ecke Jourdanallee ist kaum Platz für vier Tische. Auch die Terrasse ist nicht viel größer, auf der Gäste unter Sonnenschirmen sitzen und den lauen Abend genießen. Auf der Karte stehen Bigos und Pierogi, von den Wänden blicken einen schräge Typen an. Sie gehören zu der kleinformatigen Bilderserie „52“ von Jannie Frühwald. 


                     Gekocht wird nach Familienrezepten

 

„Mich interessieren Menschen, die ich auf der Straße oder in der U-Bahn sehe“, erklärt die 65-Jährige. Wenn ihr ein markantes Gesicht über den Weg läuft, hält sie es so schnell wie möglich auf Leinwand fest. Einige dieser Bilder nummerierte sie durch. Am Ende waren es 52 Porträts, die alle eitle Gestalten zeigen. So sei eine Serie über eine narzisstische Gesellschaft entstanden, sagt die Künstlerin.
BIGOS
Das polnische Nationalgericht Bigos wird von der Hochzeit bis zur Beerdigung bei allen Gelegenheiten serviert. Tomek Czebatul hält sich bei dem Eintopf aus gedünstetem Sauerkraut und mehreren Fleisch- und Wurstsorten an sein Familienrezept. Aber wie auch bei den Pierogi, gefüllten Taschen aus Nudelteig, hat er die Gerichte an den deutschen Geschmack angepasst. Besonders lecker sind Pierogi gekocht, gebraten oder frittiert. Dazu gibt es Speck, Zwiebeln und wahlweise etwas Sauerrahm. (sns)

Daneben stellt Jannie Frühwald auch abstrakte Gemälde aus, die sie aus Landschafts- und Naturbildern entwickelt. Farbschichten überlagern sich und verdecken das ursprüngliche Bild. Die Ergebnisse des Prozesses sind klar strukturierte Werke, die oftmals von Grundfarben dominiert sind. „Die Welt ist eher langweilig und so farblos“, kommentiert die pensionierte Lehrerin die bunten wie ausdrucksstarken Gemälde.

 

Zur dritten Ausstellung im Bistro „Blitz“ kam es eher zufällig. Tomek Czebatul lernte Frühwald in der Kommunalen Galerie kennen, wo sie ihre Arbeiten in der Gemeinschaftsausstellung „Kunst von Uns“ zeigte. Seitdem stehen die beiden in Kontakt. Jannie Frühwald wohnt nicht weit von dem polnischen Restaurant entfernt und schaut gern zu Fuß vorbei. 

 „Das Kochen liegt mir einfach“, sagt Tomek Czebatul, der 1987 nach Deutschland flüchten musste. In seiner Heimat war er politisch aktiv, weshalb ihm Gefängnis drohte. Eigentlich arbeitet der Kultur- und Theaterwissenschaftler als Fotograf und Journalist, doch es zog ihn schon immer auch in die Küche. Nach mehreren Stationen in größeren Restaurants eröffnete er vor rund einem Jahr das „Blitz“.
Gekocht wird nach Familienrezepten, allerdings hat er sie ein wenig auf den deutschen Geschmack abgestimmt. Die Gerichte kämen nicht so fettig auf den Teller, erklärt der 52-Jährige. „Jeder kocht Bigos und Pierogi ein wenig anders. Aber alle Polen, die hier waren, kommen wieder. Und auch den anderen Gästen schmeckt es.“ Zusätzlich zu den traditionellen Speisen hat er eine wechselnde Tageskarte, auf der Spargel oder Schweinelende stehen können.
In Mörfelden-Walldorf lebt Tomek Czebatul seit 1992, zurück nach Polen möchte er nicht mehr. In den ersten 20 Jahren war das Heimweh stark. Mittlerweile ist er aber hier angekommen. Dazu trägt wohl auch die politische Entwicklung in Polen bei. „Sie macht mir Angst. In den letzten sechs Monaten ist dort so viel kaputt gemacht worden.“ Staat und Kirche hätten zu viel Macht, die Gesellschaft steuere in Richtung Vergangenheit, statt sich eine Zukunftsperspektive aufzubauen.

Als Autor für polnische Zeitungen und Magazine hält er Kontakt in seine Heimat. Außerdem moderiert er bei Radio Darmstadt eine polnischsprachige Musik- und Kultursendung. Auch in seinem Bistro möchte er der Kunst und Kultur mehr Raum geben und verschiedene Veranstaltungen organisieren. Ideen hat er schon viele, vom Musik- bis Literaturabend ist alles dabei. Neben der polnischen Küche kann man im „Blitz“ noch eine Menge mehr entdecken.          

LIEBE GÄSTE, BITTE BEWERTEN SIE UNS!



*
GALERIE & BISTRO BLITZ

DAUERHAFT  GESCHLOSSEN !!!
NIESTETY, ZAMKNIĘTE NA STAŁE !!!

 

 

 tczebatul@radiodarmstadt.de

Copyright © 2015 - 2022  // Tomek Czebatul

*