Zur dritten Ausstellung im Bistro „Blitz“ kam es eher zufällig. Tomek Czebatul lernte Frühwald in der Kommunalen Galerie kennen, wo sie ihre Arbeiten in der Gemeinschaftsausstellung „Kunst von
Uns“ zeigte. Seitdem stehen die beiden in Kontakt. Jannie Frühwald wohnt nicht weit von dem polnischen Restaurant entfernt und schaut gern zu Fuß vorbei.
„Das Kochen liegt mir einfach“, sagt Tomek Czebatul, der 1987 nach Deutschland flüchten musste. In seiner Heimat war er politisch aktiv, weshalb ihm Gefängnis drohte. Eigentlich
arbeitet der Kultur- und Theaterwissenschaftler als Fotograf und Journalist, doch es zog ihn schon immer auch in die Küche. Nach mehreren Stationen in größeren Restaurants eröffnete er vor
rund einem Jahr das „Blitz“.
Gekocht wird nach Familienrezepten, allerdings hat er sie ein wenig auf den deutschen Geschmack abgestimmt. Die Gerichte kämen nicht so fettig auf den Teller, erklärt der 52-Jährige. „Jeder
kocht Bigos und Pierogi ein wenig anders. Aber alle Polen, die hier waren, kommen wieder. Und auch den anderen Gästen schmeckt es.“ Zusätzlich zu den traditionellen Speisen hat er eine
wechselnde Tageskarte, auf der Spargel oder Schweinelende stehen können.
In Mörfelden-Walldorf lebt Tomek Czebatul seit 1992, zurück nach Polen möchte er nicht mehr. In den ersten 20 Jahren war das Heimweh stark. Mittlerweile ist er aber hier angekommen. Dazu
trägt wohl auch die politische Entwicklung in Polen bei. „Sie macht mir Angst. In den letzten sechs Monaten ist dort so viel kaputt gemacht worden.“ Staat und Kirche hätten zu viel Macht, die
Gesellschaft steuere in Richtung Vergangenheit, statt sich eine Zukunftsperspektive aufzubauen.
Als Autor für polnische Zeitungen und Magazine hält er Kontakt in seine Heimat. Außerdem moderiert er bei Radio Darmstadt eine polnischsprachige Musik- und Kultursendung. Auch in seinem
Bistro möchte er der Kunst und Kultur mehr Raum geben und verschiedene Veranstaltungen organisieren. Ideen hat er schon viele, vom Musik- bis Literaturabend ist alles dabei. Neben der
polnischen Küche kann man im „Blitz“ noch eine Menge mehr entdecken.